Abwärtsspirale – Verzicht rettet die Erde nicht

Das öffentliche Denken wird sukzessive – die letzten drei Jahrzehnte – von der Wissenschaft zur Theologie zurückgeführt. Der Klimaschutz wird auf eine individuell-moralische Ebene reduziert und damit blockiert. Jeder soll der Sünde entsagen. So kommt man vielleicht in den Himmel, aber die Chancen der Erde werden dadurch nicht besser. Es ist schon fast ein Mantra: ‘Öko ist Verzicht’ wird ohne Nachdenken dahingesagt. Auch Satiriker glauben fest daran.

Waren anfangs – Club of Rome 1972,  Energiewende 1980 – noch kWh (oder Joule) das Thema – so ist es heute Gewissensschüffelei; wer heuchelt? In dieser Frage ist der aktive Umweltschutz den Antiökos ins offene Messer gelaufen. kWh kann man verrechnen und alternative Effekte und ihre Kosten vergleichen. So ist rational zugänglich, was zur Rettung der Welt erforderlich ist. Bezahlen müssen wir es letztlich alle, aber es ist ein Unterschied, ob der Hausbesitzer allein für die Wärmedämmung aufkommt, oder ob es eine politisch und sozial verträgliche Umlage gibt ganz besonders für den komplizierteren Fall der Nebenkostenumlage . Die heute Diskussion neigt dazu, schlicht zu verkünden, es sein unbezahlbar (Man google „Dämmwahn“ u. ä.)

Verzicht auf Fleisch, Flugreisen, Autofahren, Plastiktüten, Silvesterknaller u. ä. ist Thema, nicht die Frage, wie die Verbrauchstruktur (Endenergieverbrauch) und die Physik in Einklang zu bringen ist. Es gibt Energie im Überfluss, nur nicht praktisch in Tüten. Das Erdklima benötigt wissenschaftliche Konzepte (die Biologie im Übrigen auch). Die gibt es schon lange durch die Experten, die die Lindners der politisch Welt nicht lesen. Die FFF kennen die Essentials und haben erkannt, dass die Politiker uns ein Teil der Journaille nicht wollen.

Die andere Form der Ausrede ist der St. Nimmerleinstag der “Innovation”. Scharlatane jeglichen Kalibers kassieren derzeit gut und viel Geld.

Verzichtsmahnungen kehren alles unter den Teppich.  Mit der Energiewende des Öko-Institutes waren die Kriterien geschaffen – ohne Komfortverzicht. Diesen Nachweis zu führen, war die Hauptaufgabe. Dies gelangt nicht an die Öffentlichkeit, man „überlässt es den…” Aktenschränken und so kehren wir zurück zum Kindergarten.  Physik oder Volkswirtschaft werden ignoriert. Dann hat die Facebookgruppe FFH (H = Hubraum) mit hunderttausende Follower, mit der einfachen Formel: ‚Wir brauchen unser Auto zum Einkaufen‘. Der FFH-Gründer sagt dazu, er sei selbst überrascht gewesen, er hätte da wohl einen Nerv getroffen. Stimmt nicht ganz: der Nerv wurde in dem Maße getroffen, in dem Maße der Öffentlichkeit eingehämmert wurde, Energiewende sei Verzicht. Das war 4 jahrzehntelange harte Arbeit.

Auto oder Klima als Alternative überhaupt diskutabel zu machen, muss viele Informationen vorher vernichten.

Die Energiewende ohne Komforteinbuße wurde schon 1980 sauber vorgerechnet. Es geht nicht ohne Wärmedämmung, nicht ohne Kraft-Wärmekopplung, nicht ohne Energieeffizienz, wenn wir die Sonne erfolgreich anzapfen wollen. Die verschiedenen Optionen werden derzeit gegenseitig um die Ohren gehauen. Jeder begründet das jeweils, indem er zeigt, dass die andere Option nicht genügt (Wind, Photovoltaik, E-Auto,  H-Auto). Tun sie auch nicht und all’ die Artikel mit den Fragezeichen am Ende führen in jede beliebige Sackgasse. Die Diskussion braucht die Thematisierung der zu kombinierenden Möglichkeiten.

Die Optionen kontradiktorisch gegenübergestellt ist Sackgasse. Das ist die übliche Denkweise. Komplementär geht alles, aber da muss man ja mehr als nur eine Sache kennen und dazu sind Redaktionen nur schwer zu bewegen. Sie kommunizieren nach der Denkweise, ich habe zwar keine Ahnung, aber mir geben bestimmt viele recht. FFH: „Autofahrer“ gegen FFF. So kann man sie jagen. Es genügt nicht Greta als Teufelchen schwarz anzumalen, man braucht eine Art Progrom: Für das Klima dürfen wir nicht mehr Autofahren (Münchener Runde 11/19 – Aiwanger: „Das Auto verteufeln ist der falsche Weg“). Keiner ruft den Arzt.

Verzicht ist das Thema, das die Gesellschaft erfolgreich spaltet. Denn alle sind darauf hereingefallen. Mit Verzicht wird nichts erreicht, nicht nur weil sich alle drücken, sondern weil es das Aus für Konzepte ist.

Unser Verkehrssystem ist auf das Auto ausgerichtet und es gibt keinen 1:1-Ersatz fürs Verbrenner-Auto. Für das E-Auto reicht das Lithium nicht. Aber es gibt für jedes Bedürfnis eine Lösung. Die Stadtluft braucht E-Autos. Die sollten klein sein (genügt zum Einkaufen). Stadt/Land braucht bequeme Umsteigemöglichkeiten längs den Schienen von Straßenbahn und S-Bahn plus preiswerte Monatskarte. Das greift auch viel schneller als der Aufbau einer E-Infrastruktur. Die Alternative heißt nicht Zukunft, sondern Stau. Wasserstoff ist das Speichermedium, das unbegrenzt zur Verfügung steht. Die Brennstoffzelle ist teurer und ineffizienter als die Li-Batterie. Darüber wäre zu diskutieren – eine H2-Wirtschaft? Ist der Wasserstoff der Sack, den die Bürger von Schilda nicht hatten? Also etwa das kleine E-Auto für die Stadt und das H-Auto für größere Strecken? Brauchen wir dann ein allgemeines Carsharing? Wie steht es mit Fahrgemeinschaften? Wie auch immer, vordringlich sind bequeme Umstiegsmöglichkeiten oder – nach Riffkin – Acces (Zugriff) auf die passende Transportart. Mit der Betonung auf „bequem“, sonst funktioniert das nicht.

Stattdessen ist vom Teufel die Rede. Wir befinden uns also wieder im 15. Jh. Da gab es die moderne Physik noch nicht, nur den Teufel. Gegen den muss man sich kasteien. Den Himmel muss man sich hart verdienen. Das war die mittelalterliche Strategie der Disziplinierung und der Verdummung. Das hat heute ein Revival. „Hype oder Hysterie“ fragte der Moderator. Verstand ist nicht gefragt. Hype oder Hysterie ist Pendant zu Auto oder Klima. Erst das Hirn abschalten, dann falsche Alternativen formulieren, die sicherstellen, dass die Energiewende genug Ablehnung erfährt.

Rechnen wir einfach mal: 1/3 E-Autos, 1/3 H-Autos, 1/3 3-l-Autos = 0,4 (=40%) des CO2-Austoßes. Wenn wir noch mehr Schiene durch bequeme Umstiegsmöglichkeiten organisieren können, dann ist das Potenzial noch erheblich größer. Letzteres geht sofort. Aber das ist nicht in der Diskussion. Wir diskutieren lieber heiß, wie man Fußgänger durch E-Roller ersetzt.

Die Klimafrage entscheidet sich im Geistigen. Wir marschieren flott in Richtung der Denkweise von vor der Aufklärung, von vor der modernen Physik.

Die physikalischen Funktionen entscheiden, ob wir sie zur Kenntnis nehmen oder nicht. Der Umbau bringt Arbeitsplätze. Die Finanzierung alter Techniken vernichtet Kapital. Sonnenlicht mittels Säcken geht nicht, mittels H2 schon. Aber es gibt Effizienteres. Ohne Wärmedämmung werden wir Nordländer frieren. Ohne KWK wird es schwer sein Stromausfälle zu vermeiden. Das ist etwas anderes als Verzicht. Das zu unterscheiden ist die Frage der Zeit. Die Lösungen gibt es schon lange, aber fragen ist nicht in.

Auch andere menschliche Kulturen sind an der eigenen Dummheit untergegangen. Die Herrschaft über das Denken hat der Umwelt- und Klimaschutz an die Energiekonzerne abgegeben. Herr Aust hat verkündet, nur der Weltuntergang sei schlimmer als die Energiewende; Bildunterschrift: „Da kommt eine Menge Arbeit auf die Erneuerbaren zu“ – richtig Du Trottel – sie bringen Arbeitsplätze. Diese Denkweise maximiert die Schäden. Oder was soll Weltuntergang sonst heißen?

 

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