Die Methode pars contra todo
Wenn ein Teil für das Ganze genommen wird, so nennt man das pars pro todo. So heißen die Deutschen für die Franzosen und Spanier Alemannen, bei den Italienern Teutonen, bei den Briten Germanen usw. Bei der Verharmlosung von Expositionscocktails wird ein gegenteiliges Prinzip angewandt: pars contra todo: kleiner Teil wird herausgenommen und suggeriert, dass sei der Giftigste und nur darauf komme es an. Man befasst sich nur mit < 1 ‰ des Ganzen und erklärt daraufhin „alles“ für unbedenklich. Es ist erstaunlich wie gründlich und wie lange man damit die Öffentlichkeit täuschen kann. Mit der TCP-Debatte etwa hat man etwa 99% der Schadstoffe außen vor gelassen.
In Sachen TCP hat man dann noch einen drauf gesetzt. Ein TV-Journalist wollte mich befragen und hat mir die Bewertung präsentiert, von den 9 Isomeren der TCP-Gruppe (Stereoisomere) sei ja nur einer giftig und der nur in verschwindendem Maße enthalten. Er wollte über OP (Organophosphate) nichts hören und er wollte mir auch nicht sagen, wer denn diese wunderliche Theorie kreiert hat.
Nun, im Freseniusbericht wird die toxische Potenz insbesondere die Neurotoxizität immer in Bezug auf TCP, also Gesamt-TCP (alle 9 Isomere) genannt. Die Dosisangabe lautet: 150 mg TCP können schwere neurologische Reaktionen hervorrufen. TCP ist ein technisches Produkt und kommt als Isomerengemisch aus der Synthese. Entscheidend für die Praxis ist die Gesamt-TCP-Potenz der Neurotoxizität. Denn nur dafür gibt es toxikologische Daten. Laut GefahrstoffVO gilt aber nur das o, o, o,-Trikresylphosphat als “giftig”, der Rest ist “nur” “gesundheitsschädlich”. Dieses Isomer ist aber meist nicht nachweisbar – dies besagt der Freseniusbericht und wurde auch von einem anderen Labor so dargestellt. Ob nun das ooo-Isomer das stärkste der 9 Gifte ist oder nicht, spielt keine Rolle, denn die Menge – d. h. die Dosis – ist nicht bekannt.
Für die Propaganda ist dies wunderbar: giftig ist nur ein Isomer und das ist gar nicht da. Wir suchen also eine schwarze Katze im unbeleuchteten Kohlenkeller, die gar nicht da ist. Dies klappt vermutlich auf keinem Schulhof. Aber in der Öffentlichkeit muss nur einer behaupten, er sei der entscheidende Spezialist und kenne allein das entscheidende Detail und könne Entwarnung geben, dann wird das geglaubt.
TCP ist eines der Trisphosphate, die ubiquitär die Umwelt belasten, weil sie technisch praktische Eigenschaften haben: Schmiermittel, Weichmacher für Kunststoffe und Flammschutzmittel. Es gibt viele Varianten. Keiner schert sich um die Giftigkeit, sondern entscheidend ist technischer Nutzen und Preis.
Seit dem ersten Weltkrieg wissen wir um die neurotoxische Wirkung der OP: sie blockieren alle die Acetylcholinesterase, die den Neurotransmitter Acetylcholin kontrolliert. Ein Störung an dieser Stelle – der Impuls wird nicht abgebaut; das macht „verrückt“ – führt zu verschiedenen Krankheiten: CFS (Chronische Müdigkeit) oder TE (Tox. Enzephalopathie) – so wurde es bei Schäfern nachgewiesen, die ihre Schafe obligatorisch mit OP “entwesen” mussten. Die Qualität der Wolle zählt mehr, als die Gesundheit der Schäfer. Seit dem 19. Jh. gilt bei der Hygiene die Nullforderung bei Giften gilt das Gegenteil: Vergiften ist oft obligatorisch vorgeschrieben (Luft, Wolle, Baumaterialien …). Wer eins und eins zusammenzählt gilt als Panikmacher: pars contra todo.
In diese Kategorie fällt auch das obligatorische Sprayen von Permethrin in den Fliegern. Was soll da bewirken? Was immer dazu geführt hat: es ist juristisches Denken. Man will einer Klage vorbeugen, gegen welche Biologie auch immer. Ob das Permethrin wirkt, wie es soll, dürfte nicht nachweisbar sein. Gegen die Flugbegleiter wirkt es bestimmt mit unklarer statistischer Durchschlagskraft. Allein? – Kommt darauf an wie oft, in Kombination? – wahrscheinlich.
Der Schutz der eigenen Rechtssicherheit auf Kosten der Gesundheit vieler Menschen. Das ist das Problem unserer Zeit und zwar nicht nur in Fliegern. Die Anzahl der toxischen Invaliden nimmt zu und die Ausreden schießen ins Kraut: Volkskrankheit Depression, Burnout, Zunahme psychischer Erkrankungen, Borderline Syndrom … etc. pp. Alle Halbjahre gibt es wiederholen sich Berichte in den Medien: „ …in einer Studie wurde festgestellt ….“ Immer sind es angeblich psychische Epidemien – die WHO hat bei der Definition der TE festgestellt, dass psychische Dysfunktionen die ersten – frühen – Symptome sind. Noch Fragen ?