In der Hygiene gilt die Nullforderung gegenüber den Pathokeimen. Wird einer nachgewiesen, ist sofortiger und nachhaltiger Handlungsbedarf gegeben und zwar nicht nur im Sinne von Prüfbedarf. Hygiene ist nicht verhandelbar.
Im 19. Jh. wurde das Mikroskop eingeführt und man konnte die Bakterien nun sehen. Als Semmelweiss (1865) das Händewaschen in der Medizin eingeführt hat, wurde er nicht nur ausgelacht sondern auch psychiatrisiert. Genauso wie heute diejenigen ausgelacht werden, die in den Belastungen auf Umweltniveau Gesundheitsrisiken sehen und die lebenden Beweise dafür psychiatrisiert werden. Bakteriologisch verlangt man die Null, seit der Zusammenhang mit Krankheiten erkannt und Allgemeingut wurde. Durch die Berufskrankheiten haben wir für viele Stoffe auf dem Umweltniveau die Anerkennung. Auch da müsste die Nullforderung greifen. Denn auch unser Giftniveau macht krank.
Es wird aber im Gegenteil die Hygiene heute missbraucht, indem der ausufernde Einsatz von Giften damit gerechtfertigt wird. Obligatorisches Sprayen von Permethrin in Fliegern und auch Zügen, obligatorische „Entwesung“ von Schafen vor der Schur (dies gar als Forderung für eine bestimmte Wollqualität), obligatorische „Sicherung“ von Baumaterialien mit Fungiziden, Chlorierung der Bäder …. Die Liste ist noch länger: Putzmittel machen krank, Gebäudereiniger erleiden Nervenschäden. Eine Zusammenstellung epidemiologischer Studien in Sachen Bäderchlorierung konnte zweifelsfrei nachweisen, dass dies ungesund ist – für Personal, Leistungssportler, Babyschwimmen etc.. Eine hygienische Notwendigkeit für die Chlorierung des Beckenwassers gibt es nicht (nur bei Oberflächen).
Gehirnwäsche
Aber dann enden die Aufsätze notorisch mit: „es geht nicht anders“ (##), „es geht nicht ohne“. Ich bin immer wieder fasziniert, wie leicht man Wissenschaftlern mittels psychischem Druck und außerwissenschaftlichen Behauptungen einen festen Denkrahmen vorgeben kann. Das ist eben das Nachhaltige der Gehirnwäsche: das Mantra „es geht nicht ohne“. Wenn das wahr wäre, gäbe es unsere Zivilisation gar nicht. Der Weg von der Jungsteinzeit bis heute, wäre nicht möglich gewesen.
Anfangs wurde das Totschlagargument „Steinzeit“ benutzt – eine Art Allzweckwaffe. Die Fortentwicklung heißt „Es geht heute nicht mehr ohne“. Das ist ein Mantra! Das moderne Amen. Das Hirn hat dabei Pause. Gegen das „es geht nicht ohne“ ist evident, dass es früher ohne ging, deshalb liegt die Betonung auf dem „heute“. Das ist der Schalter für das Hirn. Es aktiviert die Überheblichkeit. Die Drohung mit dem Lebensstandard ist dazugehöriger Reflex. Außerdem wird damit eine kumpelhafte Solidarität erzeugt mit dem „alles klar“-Reflex: ja „früher“! „Heute“ geht das natürlich nicht mehr! – Der Leser möge einmal zählen, wie viele „Nicht-Denken-Schwellen“ da drin stecken.
es geht doch ohne
Historisch ist die Giftperiode erbärmlich kurz. Sie hat keine Zukunft. Wir opfern unsere Gesundheit der industriellen Sondermüllentsorgung. „Ohne“ hat es Jahrtausende geklappt. „Mit“ wird die Biologie ruiniert – 74% der Insektenmasse wurde reduziert. Was Rachel Carson prognostizierte, ist jetzt Tatsache. Aber die Sondermüllentsorgung schreitet voran. Es ist kein praktisch-sachliches Problem, sondern ein gesellschaftlich-rechtliches.
Kurzer „ohne?“-Check mit den Themen Hygiene, Bau, Geschichte.
Hygiene ohne Gift? Prof. Ross vom IHC – International Health Center, weltweit führende Klinik für MCS (dort sind auch Duftstoffe untersagt) – antwortete, leicht verwundert auf die Frage nach der Hygiene im EHC: „water and soap“. Allgemeine Bäder ohne Gift: Römer über tausend Jahre, Araber und Türken (Hamam) ebenso – und alle haben sich dort gewaschen (in Rom einmal die Woche); das gehörte zur Kultur. Wir dagegen chlorieren seit einem halben Jahrhundert – im Wellnessbereich ist es bereits out.
Obligatorische Entwesung in Fliegern oder der Schafe? Wo ist da der Sinn? Flugpersonal wird definitiv krank, Schäfer auch. Hilft ein Überkopfsprayen in der Flugkabine überhaupt? Wohl kaum. Wolle? Seit wieviel tausend Jahren wird die Wolle gekämmt und gewaschen? Es geht ohne – das Mantra ist Marktstrategie.
Ohne = Pfusch am Bau? Ein Berater einer Baufirma erklärte mir unumwunden, ohne Chemie arbeiten sei Pfusch, so etwas mache seine Firma nicht.
Bei der Mehrheit der Praktiker ist die Welt ohne Gift nicht mehr vorstellbar. Aber es gibt jeden Baustoff auch ohne Gift. Allerdings muss der Bauherr darauf insistieren. Sonst ist der Kunde König, aber wenn er giftfrei will, muss er sich mit Bullshit herumschlagen. Einmal sagte mir ein Maler ab: Er könne meine Forderung nach lösemittelfreier Farbe nicht erfüllen, denn er könne keine solche Farbe bekommen. Man sieht nicht nur die Indoktrination, sondern auch was jahrelanges Arbeiten mit lösemittelhaltiger Farbe mit dem Hirn anstellt, wenn ein Malergeselle es nicht schafft, eine Farbe zu kaufen, die es in jedem Laden zu kaufen gibt. Das macht die Gehirnwäsche.
Der Markt liefert längst alles ohne Gift: Farben, Kleber, Dichtungsmassen etc., alles was vor einem Jahrzehnt nur in speziellen Ökoläden zu beschaffen war.
Es geht „ohne“.
Jene Hygieniker des 19. Jh. – von Semmelweis bis Virchow – haben sich gegen die Vorurteile ihrer Zeit durchsetzen müssen. Semmelweiss hatte nur seine Beobachtung, seine Autorität und seine Hartnäckigkeit. Das ist zu achten. Solche Vorbilder brauchen wir. Die heutigen Autoritäten sind billig hergestellt. Es steht also schlecht um das heutige Akademikertum: kein Rückgrat. Die heutigen Umweltaktivisten machen in jede Hose, die man ihnen hinhält.