Die schwarze Katze

Chronische Vergiftungen erzeugen keine spezifischen Symptome. Keine! Das hat der Sachverständigenrat bereits 1987 definitiv festgestellt. Das hat bisher so gut wie keiner verstanden, nicht weil es so schwierig wäre, sondern es ist vor der Öffentlichkeit effektiv versteckt worden. Wir verstehen deshalb Symptommuster als wissenschaftliche Grundlage der Objektivierung nicht und es ist üblich über die Opfer zu spotten. Das sind mittlerweile fast 40% der Bevölkerung (RKI, Stand 2012) und der IQ sinkt seit Mitte der 90er Jahre (s. u. IQ_1 und IQ_2). Die leichten Fälle werden sogar von den Betroffenen nicht wahrgenommen – also zu spät.

Diese Vertuschung erfolgt über die völlig falsche Vorstellung, Wissenschaftlichkeit erkenne man an präziser Spezifität, also das Gegenteil zum tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Immer wieder findet man in Gutachten, es seien keine spezifischen Vergiftungssymptome erkennbar. Gerade das sollte zu der Erkenntnis führen, dass das fragliche Krankheitsbild eine Vergiftung zumindest sehr wahrscheinlich macht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie wird dann wahrheitswidrig ausgeschlossen.

Es werden also immer spezifische Hinweise verlangt. Gesucht ist also eine schwarze Katze im Kohlenkeller ohne Licht, die gar nicht da ist.

Dazu ein besonders absurdes Beispiel:

Als die Debatte um Kabinenluft in Fliegern mit der TCP-These an die Öffentlichkeit drang (Spiegel), wollte ein Journalist von mir etwas über die Toxizität des o-TCP wissen. Es stand die Behauptung im Raum, von den 10 TCP-Isomeren sei nur eine wirklich giftig, und die mengenmäßig gering. Als ich das anzweifelte, hat er das Gespräch mit der Bemerkung beendet: „Ich dachte, dass Sie mehr darüber wissen“. Die Verwechslung von Wissen und Vorurteil ist ein beliebter Rückzugspunkt. Ich hätte nämlich gern gewusst, wer denn diese These überhaupt erfunden hat. Das Freseniusgutachten nennt die OP-Gesamtsumme als einzig toxikologisch bewertbare Größe.

Solche Thesen sind laienwirkungsvoll: der Journalist wollte mit mir nur darüber reden. Er wollte nicht glauben, dass alle OP neurotoxisch sind – das ist Standes der Wissenschaft seit Ende des 1. Weltkriegs. Das Prinzip ist die Verwechslung von Genauigkeit (Lupe, Mikroskop …) und Tunnelblick (Übersicht mit dem Radius Null).

Nun ist es in der Tat so, dass das o-TCP in der Gefahrstoffverordnung toxikologisch höher als die anderen 9 Isomere eingestuft wird. Es stellt sich die Frage, wie dies denn begründet werden soll. Wissenschaftlich ist der Nachweis für den Menschen nur epidemiologisch möglich. Dazu müsste eine dauerhafte Ein-Stoff-Belastung für eine bestimmte Menschengruppe erfassbar sein. So etwas gibt es nicht. Es bleibt nur der Tierversuch. Aber keines der Diagnosekriterien der TE ist im Tierversuch testbar.

Das ist die ganz schwarze Katze. Man kann wunderbar punkten, wenn man eine Auswahl trifft, ein Detail herausgreift und dem die Hauptlast zuordnet, um dann gleich wieder zu sagen, dass sei nun eindeutig zu wenig. Ist die Debatte erst einmal auf Tunnelblick geeicht, bewegen wir uns im großen Bereich des Nichtwissens.

So hat schon die katholische Kirche Wissen und sinnvolle Forschung unterdrückt („Gottes Weg sind unergründlich“). Doch die Priester wussten immer ganz genau, was gottgefällig ist, so wissen heute alle ganz genau, dass es nur um TCP geht und die AU des fliegenden Personals ist eben rätselhaft wie Gottes Wille. Also, die Zeit der Aufklärung ist vorbei und mit Wissenschaft treibt man den gleichen Schindluder wie dem Willen Gottes. Beides wird von denen mit den härtesten Ellenbogen definiert.

Das schwarze-Katze-suchen ist das alte Recht des Stärkeren. Wo wissenschaftlich anerkanntermaßen viele Stoffe (zusammen)wirken, wird auf Einzelstofftoxikologie gepocht und wer die schwarze Katze, die gar nicht da ist, nicht findet, wird ausgeschlossen.

Soweit für heute. Es miaut vor meiner Tür. Die Katze kann ja nichts dafür.

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