Auf einem Firmengelände wurde Dioxin im Boden gefunden und Anwohner waren beunruhigt. Der zuständige RP beruhigte wie folgt: Er sicherte volle Aufklärung zu, was zwei Absätze weiter so zu lesen war: Alle Grenzwerte seien weit unterschritten, im Boden seien 81 bis 113 ng/kg 2,3,7,8-TCDD (Sevesogift) nachgewiesen worden, der Grenzwert für Wohngebiete betrage 1000 ng/kg. Diese schlichte Aussage enthält mehrfach die Unwahrheit (dreifach) und ist rechtswidrig:
In der Bodenschutzverordnung gibt es keine Grenzwerte für 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin. Begrenzt werden sogenannte toxische Äquivalente – I-Teq -, die gewichtete Summe der giftigsten Vertreter der chlorierten Dibenzodioxine und Furane (210 Einzelsubstanzen). Die I-Teq sind in der Regel einen Faktor 10 bis 20 höher (abhängig von der Quelle) als das Sevesogift allein. Wahrscheinlich ist wohl der Richtwert für Wohngebiete überschritten worden und der Vergleich ist falsch und irreführend. Schließlich wurde noch unterschlagen, dass es noch den Richtwert für Kinderspielplätze von 100 ng I-Teq/kg gibt. Drei Lügen in einem Satz, die nur der Fachmann durchschaut. So etwas wird immer wieder versucht, weil es so gut funktioniert. Die Öffentlichkeit ist nicht mehr kritisch. Der Desinformations-Mix ist immer der Gleiche: (1) Versprechen, was alle hören wollen, (2) dosierte Anmaßung („RP-Experten”) und (3) einen Bruchteil als Ganzes verkaufen (= 90% oder mehr unterschlagen).
Dadurch wird es eigentlich erst schlimm. Es gab in der beschriebenen Situation keine akute Gefahr, aber eventuell eine chronische Belastung mit Sanierungsbedarf, rechtlich: „Prüfbedarf”. Der ist zweifelsfrei gegeben, wenn die Bodenbelastung mutmaßlich das 1000-fache der Hintergrundbelastung – 1 ng/kg – beträgt und ein Transport via Staub in der Nachbarschaft nicht ausgeschlossen werden kann.
Statt zu prüfen, wird lieber die Bundesverordnung unterlaufen. Dass Wissenschaft ignoriert wird und zwar selbst dann noch, wenn sie in großzügige Richtwerte gegossen ist, ist der Grund, warum es so viele Umweltkranke gibt. Das ist die Basis vieler Burnouts (die später auch chronifizieren können) und dem Ansteigen der Depressionen (laut Singer die häufigste Fehldiagnose bei toxischen Nervenschäden).
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