In der Net-Community wird „Framing“ diskutiert, also jene Manipulationstechnik, die eine Aussage dramatisch verändert, indem sie einen bestimmten thematischen Rahmen vorgibt.
Oft dient „Hygiene“ als Frame, um das Thema „Gift“ von verschwinden zu lassen. Da wird etwa von Lufthygiene gesprochen, wenn es um Gifte in der Atemluft geht, wie etwa Grenzwerte „aus lufthygienischer Sicht“. Luftbelastungen mit VOC oder PCB hat mit Hygiene nichts zu tun. Es ist nur der Euphemismus für eine Vertuschung.
Der nächste Schritt ist das Desinfektionsmittel, wo Seife genügte. Nun wird das Gift gar zu einem Schritt der Sicherheit. Immer härtere Toxine, die nicht nötig sind, in Waschmitteln, so dass schon zu viel Putzen zu Erkrankungen führt (epidemiologisch nachgewiesen) und Gebäudereiniger erkranken.
Es muss kurz rekapituliert werden, was Hygiene ist und was nicht. Sie schützt vor Infekten (etwa Tod durch Sepsis oder Wundbrand) beendete die hohe Säuglingssterblichkeit und erniedrigt die Mortalität; d .h. erhöht die Lebenserwartung. Dafür haben große Männer gestritten – Semmelweis wurde für verrückt erklärt. Heute erhöht der verstärkte Einsatz von Bakterizide aber auch die Morbidität; d. h. das lange Leben kann vielfach nicht genossen werden (Altersdemenz). Viele tödliche Risiken bekam man durch Hygiene in den Griff. Im Gegenzug handelten wir uns chronische Krankheiten ein: Allergien, Asthma, Hirnschäden, Immundefekte bis hin zu Autoimmunreaktionen (ein überfordertes Immunsystem greift eigenes Gewebe an), hormonelle Dysfunktionen und chronische Leistungsminderung. Wer Pech hat wird hypersensibel und ausgelacht.
So haben wir eine Sicherheit geschaffen, die krank macht. Es wird so heftig überzogen, dass es massenhaft Krankheiten schafft – Bäder, Flieger, Kreuzfahrtschiffe, Innenräume, Putzmittel – alles macht chronisch krank (Liste , s. oben). In der Breite zuerst die Allergien und frühes AU/EU (was die Anhebung des Rentenalters konterkariert) und in der Spitze die unterschiedlichen Altersdemenzen. Seit Mitte des 19. Jh. hat Hygiene segensreich gewirkt, solange sie in der Hauptsache mit Reinlichkeit verknüpft war. Seit den 60er Jahren wird flächendeckend gegiftelt: ein großer Markt für Sondermüll.
Der Frame „Sicherheit“ bildet die Konsensfalle. So haben wir sukzessive die Insekten vernichtet, so dass jetzt die Vögel verhungern. Das war alles schon 1962 präzise vorhergesagt, aber keiner hat sich für die Details interessiert und war zufrieden, wenn das eine Gift durch ein anderes ausgetauscht wurde. Darauf lag der Focus. Er ist in unserem Inneren angekommen und sperrt weitergehendes Denken aus. Die Umweltschützer, die sich gern als Avantgarde verstehen, sind in Wirklichkeit der Hase, der abgehetzt immer schon den Igel vorfindet. Pro Jahrzehnt ist eine Substanz Thema. 60 000 wurden in den 60ern geschätzt, Hunderte kommen pro Jahrzehnt hinzu. Die neuen haben die gleichen Nachteile wie die alten, aber es wird rechtlich verlangt, dass alles neu erforscht wird. Der Igel macht die Vorschriften, definiert die Messlatten und lenkt das Denken.
Die Grundcharakteristik unserer Zeit: ein hoher Sicherheitsstandard, der krank macht. Alle sind auf “Sicherheit” dressiert. Keiner will sich vorstellen, dass die chronischen Krankheiten die Folge sind.