Wie unter IQ ↓ (1) beschrieben gibt es den Anti-Flynn-Effekt und natürlich gibt es die Debatte über die Ursachen: Schulsystem, Migranten, Spezialisierung, Fortschritt ….
Wie es für Menschen typisch ist, sind es immer die anderen. Aber welche der Thesen erfüllen die Anforderung, dass es den historischen Knick Mitte/Ende der 90er Jahre erklären könnte? Das Smartphone ist fein raus, denn das gab es damals noch nicht. Migration haben wir seit Anfang der 60er Jahre. Rezidivierende Debatten über „Bildungsnotstand“ gibt es auch seit den 60ern. Eine Wiener Studie mit mehreren Tausend Testpersonen schließt Migration als Ursache aus (Pietschnig). Was die Schule angeht, so werden die üblichen Klischees bedient und zwar die rechten Klischees (Winterhoff) und die linken (Precht). Ein weiteres Klischee: Fähigkeitsspezialisierung. Und natürlich dürfen auch die Ratgeber: „so bewahrst Du Deine Intelligenz –“. Das passt: die völlig ahnungslosen beraten über Intelligenz.
Die Sache ist ernst. Die Zahl der Schulabbrecher steigt bereits in der Grundschule.
Fangen wir mit „Spezialisierung“ an. Gezielt entwickelte Arbeitsteilung gibt es seit Mitte des 19. Jh. Auch der Fordismus – extreme Arbeitsteilung (Fließband) ohne jegliche Entscheidungsfreiheit für den Arbeiter (schwerer Stumpfsinn) – aus dem frühen 20. Jh hat dem Flynneffekt nicht geschadet. Heute wird der Stumpfsinn automatisiert und die Autoindustrie ging in den 90er Jahren zu Gruppenarbeit über. Diese Hypothese scheidet also aus. Smartphone auch (s. o.). Migration (Sarazineffekt) wurde in Wien widerlegt und zwar mit einer Testgrundlage, die nicht an den Wortschatz gebunden ist: Raumvorstellungstests.
Ein scheinbares Gegenargument wird sein, dass die Schulabbrecherrate bei Flüchtlingskindern höher ist. Das hat aber damit zu tun, dass sie mehr leisten müssen, da sie in einer Fremdsprache die Ausbildung absolvieren müssen. Auch der IQ-Test enthält viele Elemente, die an den Wortschatz geknüpft sind (Benton-Test). Somit ist die Wiener Studie der Lackmustest.
Es bleibt, wie schon im ersten Blogartikel zu dem „QI ↓“-Thema dargelegt nur die Neurotox-These übrig und zwar sowohl zeitlich-historisch, als auch symptomatisch. Beides zusammen nennen die Mediziner „klinisch“ – alle Symptome einschließlich ihres jeweiligen Verlaufs sind zusammen ein ausgezeichnetes Diagnose-Tool. Das besteht aus der Definition der Toxischen Enzephalopathie, eingeteilt in vier Schweregrade durch die WHO auf der Basis einer großen Anzahl epidemiologischer Studien und dem Verlauf nach Singer. Letzterer nennt auch die häufigste Fehldiagnose: Depression. Die Frühsymptome sind immer die psychischen Dysfunktionen. Das verleitet zum Spekulieren auf der Psychoebene. Das freut alle, die Problemen gern ausweichen, also den Dünnbrettbohrern.
Alles das, was Winterhoff an Beobachtungen anführt, lässt sich durch die TE1-Definition erklären. Verlangsamung des Lernens, Lustlosigkeit und gesteigerte Aversionen – etwa gegen Vorschriften, Lernzielen oder Autoritäten. Das ist auch nicht gut für die Schule. Das wird noch schlechter, wenn die Reizbarkeit und Lustlosigkeit auch für den Lehrer gilt, weil das Schulgebäude toxisch ist.
Die PCB-verseuchten Schulen der 70er Jahre wurden noch abgerissen, die VOC-belasteten Schulen aber auf Teufel komm raus unbedenklich geredet und im gleichen Atemzug die Beweise, nämlich die Krankenstände, gemobbt. Kein berufsunfähiger Lehrer wurde anerkannt. Viel Schüler für ihr junges Leben gezeichnet.
Es gibt keinen Grund sich über den IQ-Verfall zu wundern. Er ist seit Mitte der 80er Jahre zu erwarten gewesen. Aber so wie die Toxine stärker sind als die Psyche (als Wille verstanden) so ist das Mobbing stärker als die Vernunft. Für die Zukunft ist eher ein steilerer Abfall zu erwarten. Wenn die Kraft, Zweifel zu formulieren abnimmt, wird das Gehirn nicht mehr trainiert.
Die Entwicklung geht dahin, dass „Ratgeber“ mit dem Tenor „uns geht es (zu) gut“ Fitnessprogramme verhökern: „so bewahrst Du Dir Deine Intelligenz“; „Fortschritt macht faul“, Gemüse als Gehirnnahrung etc. pp. In dem Programm „fitforfun“ ist „Intelligenz bewahren“ viel leichter als Abnehmen. Chronische Vergiftungen werden zu Zivilisationskrankheiten, also die Kehrseite des „fun“. So dumm werden die Leute gemacht. Dann geht es weiter: alles nur Stress. Mehr Schlafen – unter dem Titel „Zurück zur Natur“ – Gifte gibt es in dieser Welt der hirnlosen Glückseligkeit nicht.
Das ist die Abwärtsspirale: alles, was nicht akut-toxisch ist, wird für unbedenklich erklärt. Letzteres ist Gedankenlosigkeit + Fehlinformation; hinzu kommt nun noch die Ratgeber-Scharlatanerie.
Abwärtsspirale im Überblick:
60er Jahre: Warnungen, wissenschaftlich begründet und eingetroffen
1982, 1985, 1987 Definitionen der wichtigsten Umweltkrankheiten (SBS, TE/TPNP, MCS … CFS später
1986 Quantitative Bestimmung des Unterschiedes der akuten von der chronischen Wirkschwelle: Faktor 1000 (in Worten Tausend)
1987 erste Anerkenntnis einer ubiquitär-toxischen Welt durch den Sachverständigen Beirat
1995 Umdeuten der der zunehmenden chronisch-toxischen Erkrankungen in „Psycho“ – Erlanger Fake (Einschüchterung)
Ab 2000 Erklärung der chronischen Krankheiten zu „Forschungsbedarf“ (Dummstellen wird zu seriöser Denkweise erklärt)
2008 ff Einknicken der SHG’ s und Umweltmediziner
Ab 2014 Erklärung der Unbedenklichkeit für alle Umweltbelastungen – (etwa Verschwinden der toxischen Polyneuropathie aus den Statistiken und Statistikfälschung in Sachen neurologischer Defizite).
Die wissenschaftliche Aufklärung der chronischen Vergiftungen dauerte knapp 10 Jahre; deren Zerstörung (= Umwandlung in Unbedenklichkeit) knapp 30 Jahre. Nun ergibt sich eine Prognose wie folgt. Die Gesellschaft entscheidet heute nach einem wissenschaftlichen Kenntnisstand der 50er Jahre. Die Expertisen der letzten Jahre kennen keine Schamgrenze der Fehlinformation mehr. Das zu unterbietende Niveau sinkt ständig und das Niveau der Zuständigkeit auch – etwa: Bauamt statt Gesundheitsamt. Der gesetzliche Gesundheitsschutz wird unterlaufen und niedere Behörden geben Anweisungen, wie sie die Stellungnahmen gern hätten.
Eigentlich sind die Blogbeiträge dazu gedacht, Diskussionen anzuregen bzw. Kommunikation. Aber da die Kommentarfelder bereits Minuten nach Publikation zugemüllt werden, kann das nur über Emails gehen. Es scheint so zu sein, dass viele denken linken, teilen oder linken sei Kommunikation, der irrt. Es gib ganze Websites, die blind vor sich hin posten – also äußert Euch.
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