Kabinenluft – von Mief bis Beinaheabsturz

Es gibt neue Puzzlesteine zum Thema Kabinenluft im Flieger. Es existiert ein Nachweis für VOC in der Kabinenluft (bleed air 1999). Damit ist auch gesichert, dass das aerotoxische Syndrom eine schlichte BK 1317 ist. Die Exposition ist ein TVOC mit OP-Verstärkung.

Kabinenluft ist komprimierte Außenluft mit Pyrolysegas aus der Turbine (terminus technicus: engine bleed air = Abzweigluft), dessen Anteil variiert: Frisch riecht das nie, manchmal „wie alte Socken“ (nachgewiesen: Valeriansäure), manchmal wird es im Kopf komisch (pränarkotische Symptomatik). Turbinengas enthält pyrolytische Stoffe (durchgesickert ist: 200 Stoffe, Quelle bisher nicht bekannt). Das sind VOC, flüchtige organische Verbindungen (in Flaschen abgefüllt heißen sie Lösemittel). Diese haben durchweg narkotische Wirkung. Die zwei Fälle von Fast-Ohnmacht von Piloten ist also keineswegs rätselhaft. Die Durchschnittsluftbelastung der Kabinenluft macht fliegendes Personal AU (statistischer Anteil bislang unbekannt) auch das ist nicht rätselhaft, sondern als BK 1317 seit 1996 als Folge von VOC-Expositionen anerkannt.

Die öffentliche Diskussion geht aber daran vorbei, weil solche Messprotokolle unter Verschluss gehalten werden und der knappe Einblick nicht verstanden wird. Es wird mit viel Aufwand vom Offensichtlichen abgelenkt. Mit dem TCP wird vom restlichen Giftcocktail abgelenkt, mit dem aerotoxischen Syndrom von der anerkannten Berufskrankheit BK 1317. Eine neue flugspezifische – Krankheit (Air-Force-Arzt Harry Hoffman 1999) gibt es nicht. Damit wird der gesicherte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis revidiert und Forschungsbedarf behauptet.

Exposition durch Kabinenluft (VOC, div. OP, div. CKW …)

Zu den Opfern zählt die Kohlenstoff-Chemie seit Ende des 19. Jhs.. Pyrolyse, thermische Zersetzung von organischem Material, produziert u. a. VOC, flüchtige organischer Verbindungen. Toxikologisch genau bewertet – durch Probanden-versuche – ist die Gesamtsumme: der TVOC. Das Gemisch ist bewertet. Es gibt keinen Forschungsbedarf.

Einzelstoffe wurden als Lösemittel, Entfettungsmittel oder Narkotika verwendet. Technisch wurden aus der Pyrolyse der Holzvergaser entwickelt (KfZ mit Holz angetrieben), das Steinkohleteer als Rohstoffquelle genutzt oder mittels sog. Crackprozesse die Treibstoffausbeute aus Erdöl erhöht. Jedes Abgas von Motoren, Kraftwerken oder Turbinen enthält solche Stoffe.

Es sind sicher mehr als die 200 Stoffe, von denen manchmal die Rede ist (mündl. Mitteilung eines Journalisten). Diese Zahl gehört zu den Durchrutschern wie auch das Foto eines Messprotokoll von 1999 in dem Dokumentarfilm von Tim van Beveren „Ungefiltert-eingeatmet“. Die Exposition ist also seit Ende der 90er Jahre bekannt und damit der  Bezug zur BK 1317. Zur Ablenkung wurde das aerotoxische Syndrom erfunden.

Man kann die schwankenden Kabinenluftbelastungen wie folgt – dosisabhängig – einteilen:

  • Normalflug -> Mief, höchstwahrscheinlich oberhalb der chronischen Wirkschwelle, Exposition gemäß BK 1317
  • -> Geruchsevent (Geruchsschwellen liegen oberhalb der chronischen Wirkschwelle und knapp unterhalb der akuten Wirkschwellen (MAK)
  • -> Fumeevent (ggf. mit pränarkotischen Symptomen) oberhalb der MAK
  • -> Beinahe-Absturz (Bericht zweier Piloten) deutlich oberhalb der MAK. Die Organophosphate (u. a. TCP) sind toxikologisch Wirkungsverstärkung, nichts mehr.

Die TCP-Diskussion liegt demzufolge weit daneben – weit entfernt von der toxischen Realität.

Piroska (Russ.: Matrjoschka) verschachtelte Ablenkungen

Die Piroskas sind so angelegt, dass es auch dann ins Abseits führt, wenn mal etwas durchsickert.

Die TCP-Debatte ist des Kaisers neue Kleider. Mit Beschränkung auf TCP kann heftig geforscht werden, ohne dass ein Wirknachweis zu befürchten ist. Man muss nur die Forderung aufstellen, dass ein Stoff allein alles erklären können muss. So ist garantiert, dass die schwarze Katze im Kohlenkeller deshalb nicht gefunden wird, weil sie gar nicht da ist.

Die Pyrolyse wird dadurch versteckt, dass sie als ‘was ganz Neues präsentiert wird:  van Netten-Versuch: Schmieröl erzeugt ab 300°C Formaldehyd (Tim van Beveren). Hier wird die zeitliche Blickrichtung gelenkt: altes Wissen, wird als Forschungsbedarf präsentiert. Da gehört schon Chuzpe dazu (wird noch vertieft).

Das nächste Opfer ist die Dosisgröße:  Behauptung, zur Aufklärung der Wirkung beim Menschen müsse man einen Fume-Event messtechnisch erfassen (larmoyant: der ist halt nur schwer zu erfassen!). Damit wird gesichert, dass der Mief als toxikologisch unbedenklich eingestuft wird. Doch genau der macht à la longue AU. Wissenschaftlich ist Dosis Konzentration mal Zeit. Der große Faktor Zeit wird versteckt.

Das aerotoxische Syndrom ist die Piroska für das Krankheitsbild. Die toxischen Enzephalopathie (TE) wurde 1985 definiert (WHO), 1995 als BK 1317 anerkannt. 1999 wird das Rad für das fliegende Personal neu erfunden. Naheliegend ist die Absicht, den Betroffenen die Versicherungsrechte zu nehmen: die BK 1317 ist anerkannt, das aerotoxische Syndrom nicht. Nur ein neues Wort und der gesetzliche Gesundheitsschutz ist unterlaufen.

All diese Manöver sind Beihilfe zu Körperverletzung.

Eine unsinnige Forderung, die am Dosisbegriff vorbeigeht, verknüpft mit der anderen unsinnigen Forderung, dass nur eine Substanz Ursache sein kann, sichert Rätselei auf Dauer. Rosenberg (Uni Hannover) lässt eine Box mitfliegen, die eine permanente, aktive Probenahme ausführt, aber nur TCP bestimmt. Das ist die generalstabsmäßige Produktion von Desinformation.

All‘ das hier Dargelegte ist gerichtsverwertbar aufarbeitbar, sofern es die Geschädigten auch wollen, was bisher nicht der Fall war. Das Umweltinformationsgesetz (UIG) erlaubt die Schubladen zu durchforsten. Passivsammler können am Mann oder der Frau getragen, die Innenraumluft scannen. Die Laborkosten dazu sind nicht sehr hoch. Schließlich sind die Diagnosekriterien für die TE als Muster zu lesen und eindeutig. Jeder kann eine Liste mit seinen Symptomen und deren Verlauf anfertigen. Zur Auswertung stehen die Diagnosekriterien der WHO zur Verfügung.

Etwas gesunden Menschenverstand und etwas Zivilcourage muss schon aufgebracht werden, neue Forschungen dagegen nicht.

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