Klima und Kobald

Veränderung hat immer drei Phasen: ignorieren, bekämpfen, ‚hab ich schon immer gesagt‘. Wir befinden uns jetzt zwischen Welt-retten und Schadensbegrenzung.

Das Welt-Retten hat den Charme des zukunftsträchtigen verloren. Als ich meinen Sonnenkollektor gebaut habe, haben viele unentgeltlich mit gebaut und es hat zwei Jahrzehnte gedauert, bis es um mich herum andere nachgemacht haben und das auch nur in einer kurzen Phase mit Fördergeldern. Es wurde vor etwa zehn Jahren PV und Kollektoren auf dem Land (nicht in der Stadt) gebaut und dann der Boom wieder  abgewürgt. Das ist ein gewollter Akt. Die CO2-Billanz wäre heute viel besser.

Diejenigen, die den Klimaschutz blockieren, malen den wirtschaftlichen Kollaps an die Wand. Angstmache gegen Angstmache. Wir brauchen unendliches Wachstum – sonst Kollaps. Lästige Randbedingungen werden abgeräumt, ob Gesundheit oder seltene Mineralien.  Da bilden sich illustre Koalitionen – z. B. Nuhr-Scheuer (gemeint ist der Kerze-Diesel-Vergleich, NOx einer Kerze schlimmer). Stadtluft schwächt die Wirtschaft (Leistung sinkt) genauso wie Knappheit: für wie viele Handys reicht das bisschen Kobalt aus dem Kongo  aus? Ab wann ist der Preis unerschwinglich? Das wäre dann das Ende des Wachstums für dieses Produkt, dessen Tod.

Das hatten wir schon einmal. Die ökologische Grenze für die Atomkraft ist gar nicht das Uran. Selbst wenn es einen funktionierenden Schnellen Brüter gäbe, liegt die Grenze bei edlen Metalle wie Chrom oder Molybdän oder eben Kobalt, weil man die Armaturen, die unter Neutronenbeschuss stehen nicht aus Eisen bauen kann. Normaler Stahl versprödet zu schnell. Deshalb ist auch der Atomstrom der teuerste. Frankreich muss ihn billig verkaufen (und bleibt letztlich auf der Entsorgung sitzen) und China wird die alten Ausbaupläne kaum verwirklichen, da wette ich gegen HWS (Hans Werner Sinn), der diese Pläne gern ins Spiel bringt.

Aber machen wir doch mal die Bilanz etwas fundamentaler!

Was gibt es im Überfluss und woran mangelt es? Antwort für Überfluss: Menschen, Geld und Wissen, Antwort für fortschreitenden Mangel: fast alles, was wir zum Leben brauchen:

  • die Meere sind bald leergefischt (Fisch wird immer teurer),
  • Trinkwasser ist allgemein Mangelware
  • Dürre sogar in Holland,
  • Wüsten breiten sich aus (Oasen verschwinden, Steppe zieht sich zurück),
  • die biologische Vielfalt nimmt rasant ab (75% bei den Insekten, ~ 50% bei bestimmten Vogelarten) und
  • unserer IQ auch (-2% pro Jahrzehnt, Anti-Flynn-Effekt).
  • Bald wird es auch an Sand und Holz mangeln.

All‘ das hat uns das Wirtschafts-Wachstum in noch nicht einmal 100 Jahren geschafft. Es ist schon Ausdruck von Effizienz, die Welt in 80 Jahren zu ruinieren (das auch nur dann wenn bis 2025 eine Trendumkehr stattfindet), die germanische Völkerwanderung hat länger gebraucht, die römische Zivilisation zu ruinieren und die Renaissance musste erst die geistigen Voraussetzungen wieder aufbereiten.

Die Umsatzgeschwindigkeit macht den Mangel: hoher Energie- und Materialverbrauch ist Bedingung einer schnellen Amortisation.  Dies Wirtschaftsweise sägt auch am eigenen Ast. Sie bräuchte eine unendliche Welt und eine unendliche Belastbarkeit der Biologie. Deshalb ist Öko Investition, nicht Verzicht. Wärmedämmung statt Heizen, Sonne/Wind statt Kohle, Blockheizkraftwerke statt teuren Spitzenstromkraftwerke, Kompost statt Dünger (partiell), Recycling statt Plastik – ich weiß, die Liste ist recht plakativ; sie soll nur langfristige Investitionen gegen kurzfristige setzen.

Ein solcher Umbau wird viele Arbeitsplätz bringen.  Z. Z. wird der Kohleverbrauch gerettet. Also werden wenige AP prolongiert, statt neue zu schaffen. Rettet das die Markwirtschaft? HWS will neue Kernkraftwerke (AfD auch). Das dauert lang und ist extrem teuer. Außerdem können die Grundlastkraftwerke gar nicht einspringen, wenn mal nachts kein Wind weht. HWS liefert auch das Stichwort: das ist paradox, Klimarettung durch teuren Atomstrom, der nicht zur Verfügung steht.

Öko ist Investition und bringt Arbeitsplätze. In den USA hat die Marktwirtschaft sogar die Infrastruktur demoliert. Nun ist Investition – breit gestreut – die Lösung; da wird auch die Klimarettung mit einbezogen. Sie ist Teil der Rettung der nationalen Wirtschaft, nicht deren Belastung.

Nur ist dies nicht der Kern der öffentlichen Diskussion. Es wird Schwerpunktmäßig über Verbrauchsreduktion als Verzicht diskutiert – Benzinpreis und Kurzstreckenflüge – ohne den Schwerpunkt auf die Schaffung von Umsteigmöglichkeiten zu schaffen: Parkplätze an S-Bahnstationen (Parkkarte = Fahrkarte, preiswerte Jahreskarten für die Pendler) –ausreichend groß und sofort zu finden. Was die innerdeutschen Flüge angeht, kann das ICE-Netz schon viel helfen, da ist es der Preis der ins Flugzeugt lockt.

Nullwachstum und Verzicht sind nicht die Lösung. Diese Kröte haben viele Aktivisten geschluckt und leisten ihrer Sache einen Bärendienst. Es ist die Frage einer Struktur, einer Verkehrsstruktur, einer Preisstruktur, einer Netzstruktur usw. usf. Das Luft für die Verbrennung etwas kosten muss, ist weltweit notwendig, aber die Preiskeule allein hilft nicht weiter und liefert immer den Blockierern das Argument.

Denn es befeuert die Angstmache.

Angstmache ist das Hauptmittel der Blockade. Die hat viele Facetten, z. B. die „Dunkelflaute“: Stell Dir vor, nachts geht der Fernseher aus. Dann laufen alle auf die Straße und verlangen Kernkraftwerke. Die können allerdings auch dann nicht helfen, wenn es sie zahlreich genug Gäbe: Grundlast kann keinen Spitzenstrom. Aber auch für Spitzenstrom gibt es billigere und ökologischere Lösungen als teure Spitzkraftwerke,

Es folgt: demnächst: ökologische Anmerkungen zum Angstmacher „Dunkelflaute“.

 

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