Es ist derzeit möglich für „Weltrettung“ viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ist sogar schon so weit, dass man dafür Millionen kassieren kann, für Versprechungen, die schon ein Drittsemester widerlegen kann. Wir sind in der Phase der Scharlatankultur, je grotesker desto besser kann sie als Geburtshelfer einer Bewusstseinswende, etwa gegen die „Wir-setzen-auf-Innovation”-Ausrede.
Carbon Engineering verspricht die Luft von CO2 zu reinigen und daraus Benzin herzustellen, dessen CO2-Emissionen dann CO2-neutral seien. Googelt man durch, schlagen die Wellen der Begeisterung hohe Wellen. Keiner weiß wie’s geht, aber völlig klar ist, was es bisher gekostet hat: 68 Millionen haben diese Superökologen bereits kassiert. Als Primäreffekt haben alle die Politiker, die seit Jahrzehnten immer auf Innovation setzen, wieder eine Atempause, bis der Schwindel auffliegt. Das wird nicht so schnell gehen, da die Journalisten alles für bare Münze nehmen und gar nicht fragen, ob die Physik dies überhaupt möglich macht (tut sie nicht!). Sie schreiben beispielsweise, das CO2 würde „abgetrennt“ oder heraus „gefiltert“. Es braucht schon etwas Recherche um herauszufinden, wie denn das gemeint ist.
Man nehme „Hydroxid“. Nun das ist auch die Einzige Möglichkeit. Im 3. Semester Chemie macht man damit die CO2-Gasanalyse. Woher kommt das Hydroxid? Aus Metalloxiden, etwa Kalziumhydroxid aus ungelöschtem Kalk. Den bekommt man, indem man aus Kalk (Kalziumkarbonat) bei hohen Temperaturen das CO2 austreibt. Damit ist Bilanz schon negativ, bevor geklärt ist, wie daraus Benzin entstehen soll. Eine andere Methode ist die Chloralkalielektrolyse. Die verbraucht vor allem viel Strom (und produziert viel Chlor).
Wer es gern einfach hat: Wäre es möglich könnte man das CO2 der Abgase direkt Umwandeln. Das gäbe dann ein perfektes Perpetuum mobile.
Bevor es mit der Chemie weitergeht, etwas zur Sprache: ein Filter trennt festes von Flüssigem oder Gasförmigem. Andere Verfahren sind entweder Adsorption – Aktivkohle oder Tenax -, die wieder desorbiert werden können oder Absorption, die nur durch einen energie- und ressourcenaufwändigen Prozess wieder zum Ausgangspunkt zurückführen kann.
Wenn man schon bei „Filter“ hereinfällt, dem kann man in Sachen Öko-Bilanz alle Geschichten vom Pferd erzählen. Das hat Konfuzius gemeint: „Der falsche Umgang mit Wörtern führt zu falschen Gedanken dazu, dass die falschen Leute politische Macht ausüben.“
Nun zur Ökobilanz: CO2 stellt das Energieminimum für Kohlenstoff dar. Alle anderen Oxidationsstufen müssen durch Energiezufuhr, also durch Reduktion, erzeugt werden. Wenn aus CO2 mittels Wasserstoff Benzin werden soll, muss die Energie hineingesteckt werden, die bei der Verbrennung frei wurde. Da in der Natur kein Prozess zu 100% abläuft, ist die Bilanz immer negativ. Die Carbonengineere wollen dafür Windstrom nehmen. Sie wollen also die Energiewende in ihr Gegenteil verkehren.
Es ist wie Konfuzius sagt: die Wortwahl. Die Berichterstattung strotzt nur so von Euphemismen: die Firma sei ein Clean-Tech-Unternehmen. Die Reinigung erfolge in „einem geschlossenen Kreislauf, für den Wasser und Energie gebraucht wird“ – also nicht geschlossen. Wer so etwas schreibt, dem kann man auch mit der Öko-Fee kommen, oder einer Firma, die die Welt zu einer Scheibe flachdrückt, um etwa den Energieverbrauch im Verkehrssektor zu senken.
Fest steht: wir sind in der Phase der Wunder angekommen. Zu beobachten ist, dass auch die Anzahl der Moderatoren, die mit glänzenden Augen „Neues“ „Ungewöhnliches“ den Leuten präsentieren wollen, wächst. Schaut man die genau an, so zeigt die schwammige Sprache die Märchenhaftigkeit. Dabei gehen echte Innovationen unter. Denn sie können so Phantastisches nicht bieten. Das ist die Bullshit-Attitüde. Das machen die immer so. Bei der Durchsetzung der Müllverbrennung, wurde erst aus MV „Energierecycling“. In Sachen Emissionscocktail haben die Ingenieure immer reklamiert, dass die neuen Anlagen besser seien, etwa: „ja die heutigen Anlagen sind zu giftig, geschenkt, aber die, die wir bauen werden …“. Das hat damals nicht geklappt. Die Macher von Carbonengine haben bereits 68 Millionen kassiert. Heute ist geistiger Widerstand nicht mehr aktuell. Interessant ist vor allem die Liste der Gimpel, die dabei abgekocht wurden – ganz oben steht Bill Gates.
Für alle, die eine wieder gesundende Erde wollen, wird es entscheidend darauf ankommen, ob sie diesem ausufernden Handel mit Bullshit etwas entgegenzusetzen in der Lage sind. Hier wird Schaden angerichtet, der als Desorientierung bereits jetzt schon schwer zu korrigieren ist.
Wir sind in einer bisher einmaligen Situation: wir können nicht mehr ausweichen. Alle anderen Kulturen, die Schaden angerichtet haben (z. B. Raubbau), sind entweder verschwunden oder konnten ausweichen (die Römer haben ihr Getreide aus Ägypten importiert, die Spanier haben die erste Globalisierungswelle ausgelöst). Die Schicksale der Mayas oder der ersten Kulturen der Kupferzeit könnten immer noch Modell sein: Untergang aus Überheblichkeit. Doch davon später ….
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