#sience4future

Die Schüler und der Erfolg der Unterschriftenaktion zeigen, dass in einer Zukunftsfrage der Geduldsfaden gerissen ist. Der Untergang von “aufstehen” zeigt, dass Mobilisation allein eine hohle Sprechblase ist. Die NGO‘ s sind in den letzten Jahrzehnten in Fallen getappt, nämlich die Konsensfallen und die Bullshitfallen. Zu letzteren zählt etwa das „Fachleute-Argument“ von Lindner, weil die Politiker gerade deren Warnungen nie zur Kenntnis genommen haben. Eine Konsensfalle lautet: „es-kommt-auf-jeden-Einzelnen-an“. Systemänderungen lassen sich damit nicht erreichen. Klima ist keine Moralfrage, auch wenn unser Verschwenderverhalten zum Wandel beiträgt. Wir müssen deshalb Themen organisieren, um aktuelle Zahlen mit Zukunftsbedeutung ins Auge zu fassen.

Ich schlage zwei Schlachtfelder vor:

I.

Arbeitsplätze durch Klimaschutz – das Erpressungsargument gegen die Marktbeherrscher wenden.

Immer wenn irgendeine Regelung diskutiert wird – Verordnung (etwa WärmeschutzVO) oder Grenzwertabsenkung (NOx oder CO2) heißt es Gebetsmühlenartig, dass es der Wirtschaft schadet und Arbeitsplätze kostet. Dies ist meist schon auf den zweiten Blick unplausibel. Das Thema wurde aber der Gegenseite – Marktbeherrscher – kampflos überlassen. Die Wirtschaft hat das Image der Rationalität, zu Unrecht. Vielfach geht es gar nicht um Profitrate, sondern schlicht um die Markbeherrschung und vielfach geht es auch da schlicht um „wir-lassen-uns-nichts-sagen“ und die alte unhaltbare Machtposition noch möglichst lang zu halten (vgl. Jeremy Rifkin „Acces“) Wo liegt der Wettbewerbsvorteil, wenn man Dieselrußfilter verweigert; die generell Vorschrift werden soll? Wo liegt der Vorteil Methanol-aus-Stroh zu blockieren? Man sieht wie unflexibel die Entscheidungsträger sind und wie willfährig die Politiker gleich Kotau machen und sich beliebig erpressbar zeigen.

Öko schafft Arbeitsplätze. Ich rede hier von de facto Arbeitsplätze. Auch wenn diese Arbeitsplätze etwa aus eben skizzierter europäischer Dummheit nach China abgewandert sind. Wenn in Sachen Braunkohle von 20 000 AP die Rede ist, dient das zur Erpressung, denn zieht man altersbedingter Stilllegungen ab, kostet der Kohleausstieg 6 000 AP. Offensive Aufgabe ist die Gegenrechnung: wieviel AP bringen Solardächer, Sonnenkollektoren, Windkraft in den Jahren bis 2038? Und da wir schon dabei sind, was könnte man mit dem Geld machen, die sich die Stromkonzerne für die Stilllegung der Altanlagen jetzt zahlen lassen. Die Steinkohle dagegen ist sang- und klanglos beerdigt worden. Es wird also viel Geld des Steuerzahlers für Entschädigung ausgegeben die AP vernichtet.

Zukunfts-AP-Beispiele: Es gab einmal einen Schub der Solarinstallationen auf deutschen Dächern. Aber nicht in der Stadt (eine CSU-Stadträtin sagte mir, die würden nicht genehmigt). Müllverbrennung vernichtet Arbeitsplätze, Recycling schafft welche. Glyphosat vernichtet Arbeitslätze (steht indirekt bereits auf der Verpackung, man nennt es auch die chemische Hacke), ökol. Landbau mit Kompostierung, Mulchen etc. schafft welche. Wir sollten dazu eine Liste erstellen. Wieviel AP durch Wärmeschutz in der Bauwirtschaft, wieviel AP durch die !. BImSchV (Feuerstätten) etc. pp. Es geht darum ob EU mitmacht oder abgehängt wird.

Um die Welt zu retten, haben wir folgende Ressourcen: Geld, Menschen und Wissen. Das Geld wird aber dazu eingesetzt, dass Letzteres nicht angewandt wird. Für Propaganda gibt es dagegen Geld: etwa für Vahrenholt, der den Einfluss der Sonne hochgerechnet hat, um den CO2-Anteil kleinzurechnen. Seine Message war: wir haben genug Zeit (bis die Altanlagen abgeschrieben sind!!). Seine These hat genau ein Jahr gehalten, dann kam der Sommer 2018. Wir müssen also Fehlpropaganda umdrehen: Die Packeisplatte der Antarktis wird größer weil Süßwasser oben schwimmt und Salzwasser erst bei -2°C gefriert. Die Ausdehnung beweist demnach eine gigantische Menge Schmelzwasser.

II.

Die Erhöhung des Preises für Verschmutzungsrechte (wird schon lange gefordert). Der heutige Preis ist extra so angelegt, dass er nichts ändert. Sonst wäre die internationale Vereinbarung nicht möglich gewesen. Wenn die Erhöhung eine zentrale Forderung wird – auf den Plakaten am Freitag, oder etwa notorisch in den Emails unter p. s. Wir fordern xx $ pro Tonne, dann haben wir eine Skala für Fortschritt/Erfolg, wenn sich der Preis bewegt. Wenn er sich nicht bewegt, lohnt es sich, die Quellen des Widerstandes genauer zu betrachten.

Stures Abblocken wird zeigen, wo Preisschwellen sind, die Änderungen nach sich ziehen. Welche Marge wird den brasilianischen Urwald retten? Wenn es stimmt die 40 $ die Grenze ist, ab der Windenergie “sich rechnet” (Ausbau ohne Förderung), frage ich, wo die Grenze ist ab der der brasilianische Busch in vivo ökonomisch vorteilhafter ist. Dabei müssen wir in Rechnung stellen, dass der brasilianische Diktator auch dann in Staatspleite rutscht, wenn der entsprechende Preis verspätet erreicht wird. Wenn der Bush weg ist, ist auch Bonus weg.

Konkretisierung der Klimaziele

Wir brauchen eine Konkretisierung der Klimaziele. Wenn wir die 1,5°C fordern bleibt die Frage: wo hängt das Thermometer und wer liest es ab? – d. h. die nutzlose Debatte seit Kyoto ad infinito. Klimaforscher sagen uns, dass eine Analyse mindestens einen Zeitraum von 30 Jahren betrachten muss. Wir werden also immer zu spät prüfen können.

Wir wissen sicher, jede Preiserhöhung der Verschmutzungsrechte verschiebt die ökonomische Front in Richtung  CO2-Reduktion. Die Gegenseite wird natürlich argumentieren, dass diese Preise die Wirtschaft zerstören würden. Gegenargument ist die Schaffung der Arbeitsplätze.

Nun, die andere Antwort lautet, naja vielleicht, aber andererseits steht fest, dass die Wirtschaft die Welt zerstört. Nur Geld, Menschen und Wissen ist ausreichend vorhanden, alles andere: Biosphäre, Luft, Wasser, Nahrung ist auf dem Rückzug, entweder quantitativ (Insekten, Vögel, Fische – schon 1962 durch R. Carson prognostiziert) oder qualitativ (Luft, Wasser, Nahrung), weil ungesund (letzteres anerkannt durch den Sachverständigenbeirat 1987, aber von der gesellschaftlichen Debatte ignoriert).

Die neoliberale These der Marktpriorität, ignoriert, dass letzterer extrem leicht manipulierbar ist und die letzten Jahrzehnte bewiesen haben, dass es vieles zugrunde richtet, was zum Zusammenleben notwendig ist, nicht nur die Biosphäre, auch die Altenpflege, Schulen und andere Ausbildung, Nahverkehr, Bahnverkehr etc. pp. – es spricht eigentlich nichts für diese Leitthese. Sie blockiert das Hirn auf Druck der Marktbeherrscher.

Die Kosten der Verschmutzungsrechte werden ökologische Arbeitsplätze schaffen und den Gedankenweg freimachen, dass das ökologische Wachstum das einzige mit Zukunft ist.

Wir müssen aus der Larmoyanz-und-Moralpauken-Sackgasse heraus. Diese wird immer stärker ausgenutzt und ist schon immer gesteuert worden. Das ist die Konsensfalle. Die anderen stecken auch in der Sackgasse. Beispiel Hans-Werner Sinn schreibt über das „grüne Paradoxon“, aber sein Vortrag zur Energiewende ist selbst ein großes Paradox: er akzeptiert den Klimawandel, aber mokiert sich über den geringen Beitrag von Wind und Sonne heute, den er selbst mit zu verantworten hat, da er ja nie dafür plädiert, hier einmal endlich richtig Geld in die Hand zu nehmen, im Gegenteil. Das muss man nämlich, wenn man den Umbau will. Er glaubt Kernkraft sei billiger – das gilt aber nur, wenn man die Zuschüsse (und die Entsorgung) unter den Tisch fallen lässt. Der Preis für Windkraft/Photovoltaik hängt davon ab, wie hoch man die Abschreibung ansetzt. Etwas ist paradox, wenn die eigene Sichtweise reale Möglichkeiten ausschließt, wenn man etwa grüne Energie nicht fördert, ja behindert, und die Magerkeit des Ergebnisses bemängelt.

Wenn Kirgisien und Afrika ein Fangmoratorium für die großen Seen einrichten können (beim Victoriasee mit Erfolg), warum können wir das nicht auch? Auf dem Land sieht man viel Photovoltaik/Sonnenkollektoren auf den Dächern, warum nicht in der Stadt? Warum wird der gelbe Sack verfeuert, statt Zäune/Parkbänke, die nicht mehr gestrichen werden müssen, daraus zu machen. Warum ist Kompost eine Ökonische, statt Gesundung der landwirtschaftlichen Böden? Also stürzt Euch auf die Paradoxien! Wer Euch auf die Fachleute verweist, den schleift selber dahin.

 

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