Gerüche und die Fast-Ohnmacht eines Piloten haben ein neues chemisches Risiko zutage gefördert: TCP (Trikresylphosphat) in Ölen können unter Umständen in die Kabinenbelüftung gelangen, dabei ist der Geruch nach alten Socken noch das geringste Übel.
TCP ist ein Dreifachester der Phosphorsäure mit Kresol, einem Phenolabkömmling. Solche Ester heißen Organophosphate (OP) und sind starke Nervengifte. Das ist seit hundert Jahren bekannt. Es wurde eine große Anzahl OP entwickelt. Als Tabun und Sarin töten sie in Sekundenschnelle. Das Parathion wurde als E605 berühmt. Als Pestizde sind sie bis heute im Gebrauch und führen zu unterschiedlichen Nervenkrankheiten: Chronische Müdigkeit (CFS) und toxische Enzephalopathie (TE).
Obwohl der grundlegende Wirkmechanismus bei allen OP der gleiche ist, resultieren unterschiedliche Krankheiten. Der Organismus reagiert an seiner schwächsten Stelle.
CFS, chronische Erschöpfung, ist Resultat einer Unterversorgung der Zellen mit Energie (Mitochondriopathie). Jede kleine Anstrengung führt rasch zu bleierner Müdigkeit. Der Schlaf ist nicht mehr erholsam. Die Aufmerksamkeit und Konzentration leidet und keiner glaubt den Betroffenen.
TE ist ein Bündel von Funktionsstörungen im zentralen Nervensystem. Bei langsamem Verlauf, ist es zuerst die Psyche, die schlechter funktioniert: Lustlosigkeit bei erhöhter Reizbarkeit und sozialer Rückzug; dann folgen mentale Defizite: Schlechtes Kurzeitgedächtnis, Konzentrationsmangel, mentale Langsamkeit, dann Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Kopfweh, sexuelle Dysfunktion, Taubheitsgefühle an Händen und Füßen. Der Betroffene merkt viel zu spät, dass etwas nicht stimmt.
TCP in der Kabine kann auch zu Vergiftungen führen, wenn es nicht stinkt, langsam, bei Vielfliegern und Personal. Hinzu kommen die obligatorischen Sprühaktionen mit anderen OP oder Pyrethroiden. Fliegen ist, so wie heute betrieben, unmittelbar ungesund.
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