Nach der Uni wollte ich mich beruflich so gestalten, dass ich mein Engagement für die Umwelt auch in die berufliche Ausübung einbringen kann – also Umweltschutz nicht erst nach Feierabend.
Das ist gelungen. Dass es am Ende eine Gutachtertätigkeit werden sollte, war von außen gesteuert – das Leben erfüllt nicht alle Wünsche.
Anfänglich hatte ich den industriellen Umweltschutz kennengelernt und mochte ihn nicht. Denen war an Wissenschaft nicht allzu viel gelegen. Also musste ich mich selbständig machen. Weitergeholfen haben mir etwa Klaus Traube und das Ökoinstitut.
Die ersten zehn Jahre habe ich mich dann mit der Müllverbrennung befasst: sie erzeugt mehr Dioxin als sie vernichtet. Dann akkumuliert das Dioxin auch noch in der Nahrungskette: Endpunkt Muttermilch. Das hat letztlich die Sache beendet. Ein Paper von mir in Sachen Nahrungskette hatte einen Beweisbeschluss des VGH zur Folge, das UBA meinte, nun ja, stimmt schon, wie genau wüssten sie auch nicht. Auf diesem Wege wurde erkennbar, dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung einen Faktor 100 höher liegt.
Daraus wiederum erwuchs eine weit wichtigere Erkenntnis: dass winzige Mengen zu einer Hintergrundbelastung anwachsen können, die allgemein Einfluss auf die Gesundheit hat: die Durchschnittbelastung war nicht mehr unbedenklich, wir hatten es geschafft, die Welt zu vergiften.
Letzteres hat auch der Sachverständigenbeirat 1987 eingeräumt. Er nennt neben Dioxin auch Cadmium und Blei, Nitrat im Trinkwasser und einige Pestizide. Die Liste lässt sich heute stark verlängern. Dies allerdings wird vehement bekämpft. Seither gilt mein Kampf als Gutachter den Rückruderern, die alles tun, um jene Erkenntnis – und zwar als wissenschaftlich anerkannte Tatsache und nicht nur als Meinung – zu verdrängen und zu verhindern, dass sie ins allgemeine Bewusstsein dringt. Bisher erfolgreich.
Konsequenz daraus war ein Wechsel des gutachterlichen Hauptobjektes, nämlich von der Bewertung von Großtechnik zu den Schäden am Menschen. Da sieht es nicht gut aus. Dies auch aus dem Grund, dass der Mensch dem Menschen nicht viel gilt. Gegen Atomkraft, gegen Müllverbrennung finden sich immer genug Engagierte. Aufrufe wie „Rettet die …“ – Wale, Bienen, Vögel – finden auch immer Unterstützer. Für die Massen von chronisch Erschöpften, mit Hirnschaden und sonstige toxische Invaliden interessiert sich keiner. Im Gegenteil: sie werden auch noch verhöhnt.
Ich bin längst im Rentenalter. Meine Erkenntnislage und die skizzierte Sachlage sorgen dafür, dass mir für den Rest meines Lebens nicht langweilig wird.