Vorurteil, Fahrlässigkeit – persönlicher Ruin

Was ist das besondere chronischer Vergiftungen? Es sind in der Mehrzahl Allerweltssymptome, wie chronische Müdigkeit, Reizbarkeit, Antriebsschwäche und dergleichen. Das Besondere: Sie vergehen nicht, wie, wenn die gleichen Symptome aus einer anderen Stressquelle stammten, statt der toxikologischen. Ja, sie können sogar schlimmer werden, auch wenn die Exposition, d. h. die Belastung mit den auslösenden Schadstoffen beendet ist. Das gab es bisher nicht. Schlaflose Nächte wegen Sorgen gehen irgendwann zu Ende. Erschöpfung wegen Borreliose oder Candida auch, wenn der Infekt erfolgreich bekämpft wurde und das Immunsystem sich beruhigt hat.

Langanhaltender toxikologischer/oxidativer Stress aber führt zu einem chronisch-pathologischen Stoffwechselkreislauf, der sich stabilisiert, ohne weiteren Anstoß von außen. Dass etwa neurotoxische Langzeitbelastungen zu irreversiblen Schäden des ZNS (Gehirn) und PNS (periphäres Nervensystem, etwa Taubheit der Extremitäten oder Herzrhythmusstörungen) führen, ist seit den 70er Jahren epidemiologisch bekannt. Nun wissen wir auch, warum nur selten Besserung eintritt. In den 80er Jahren wurden diese Krankheiten klinisch definiert und zwar auf höchster Ebene (WHO). Die deutsche Medizin ignoriert das bis heute. Dabei sind diese Krankheiten leicht zu diagnostizieren: Es gibt typische Symptommuster und es ist wichtig diese frühzeitig zu erkennen.

Man kann sich aber darauf verlassen, dass es genügt, dass einige Autoritäten erklären, dies sei rätselhaft und müsse erst erforscht werden. Dass diese Gutachter absichtlich die Öffentlichkeit in die Irre führen und damit fortgesetzt Beihilfe zu Körperverletzung betreiben, kann sich keiner vorstellen und so bleibt es dabei, dass chronisch Kranke in ihrer Existenz und ihrer Persönlichkeit ruiniert werden.

Falsche Urteile kann man widerlegen, Vorurteile nicht. Niemand prüft nach, wenn die Falschaussage dem eigenen Vorurteil (und der Bequemlichkeit) widerspricht. Unsere Ärzteinformation mit allen Diagnosekriterien, Quellenangaben und ICD-Klassifizierungen löst bei keinem Arzt Denkprozesse aus, wenn der Patient damit kommt; Gutachter ignorieren dies, obwohl sie gehalten sind, sich am allgemein anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zu orientieren, weil bisher noch kein Gericht ein Gutachten gerügt hat, das wissenschaftlich um Jahrzehnte obsolet ist. Also: 99% aller Gutachten im toxikologischen Bereich sind nicht nur falsch, sie brechen auch das Gesetz und jede deutsche Praxis ist Erfüllungsgehilfe.

Das muss auch so sein, denn sonst hieße es ja, dass Deutschlands Medizin nicht up to date ist und dass alle fahrlässig handeln – na, das kann nicht sein.

 

Dieser Beitrag wurde unter Chronische Vergiftung, Körperverletzung, Rechtsstaat, Umweltkrankheiten abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf Vorurteil, Fahrlässigkeit – persönlicher Ruin

  1. Kora sagt:

    Herr Dr. Merz, ich bin unbeschreiblich dankbar für Ihre Arbeit. Nach 25 Jahren schwerer chronischer Vergiftung und MCS habe ich ein Gepäck von Demütigung und Totalverlustfolgen auf allen Ebenen des Lebens zu schleppen, das ich für Augenblicke großen Durchatmens absetzen kann, wenn ich Ihre Texte lese: Worte eines Menschen, der klar und durchdringend denken kann, Worte der Wahrheit im öffentliche Raum, der in dem mir möglichen Lebenshorizont von Lüge im Denken und Tun strotzt. Heute kam übrigens im Deutschlandfunk eine Sendung in der Reihe “Essay und Diskurs”: Die Utopie von der gesunden Welt. Zur Züchtung des brauchbaren Menschen im NS-Staat, von Wolfgang Dreßen. Ich empfehle sie Ihnen wärmstens. Vergleiche drängen sich auf, nur die Verfahrenweisen haben ich geändert, das Maß an Menschenverachtung nicht.

  2. Pingback: Symptome – große Vielfalt ist meist toxisch | Dr. Tino Merz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.