Wetter und Klima

Der Scherz von Trump, es sei alles nur Wetter, ist in Folge nicht so ernst genommen worden, wie er gemeint war. Er wurde allgemeine Verdrängungshilfe. Mittlerweile wird er ernsthaft wiederholt – Henrik Broder vor der AfD-Fraktion. Der Beifall hatte etwas von Erleichterung: es war schon immer so; der Winter naht.

Klima ist etwas ganz anderes als Wetter. Klima ist anders definiert. Klima ist nicht eine Art Summe des Wetters. Die Schwankungen der Tagesgänge innerhalb der Jahresgänge sind wohl schwer zu integrieren und somit bleibt der Anstieg des Weltjahresmittelwertes streitig. Aber so kann man nicht Klima erfassen. Wer so denkt muss scheitern und das liegt am Denkansatz.

Klima ist anders definiert. Beweis: jedes Hochgebirge hat eine Baumgrenze. Wenn sich die verschiebt, ist das Klimaänderung und ist auf den Meter exakt angebbar. Das Gleiche gilt für den Anbau bestimmter Früchte: Dattelpalmen im Norden, Kokospalmen im Süden. Das definiert Klimazonen. Veränderung zeigt der Permafrostschwund, die Gletscher und die Wüsten. Die Veränderung ist örtlich unterschiedlich. In Neuseeland gibt es zwei Gletscher: der eine zieht sich seit Jahrzehnten kontinuierlich zurück (Tasmann-Gl.), der andere zeigt ein eher rhythmisches Verhalten (Franz-Josefs-Gl.) https://youtu.be/RCygHEmZwW8. Alles das ist Klimawandel, örtliche Besonderheiten inklusive.

Auf dem Gebiet der Zahlen ist der Unterschied von Klima und Wetter noch größer. Das Klima wird durch die Linien beschrieben, die die Maxima und Minima bilden. Ob Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer, Windgeschwindigkeiten, Klima ist die Struktur der Linien, die man erhält, wenn man die Maxima und die Minima verbindet und versucht diese Struktur lesen zu lernen. Das Wetter ist das, was sich – täglich, stündlich – dazwischen abspielt. Beides sind unterschiedliche Datenwelten. Wer diese verwechselt ist orientierungslos. Wer damit spielt, spielt Blindekuh.

Wetter ist prognostisch nur kurzfristig fassbar. Langfristige Trends kann keine Wetterprognose leisten, nicht einmal ‚wie wird der Sommer?‘. Die Klimaveränderung dagegen wurde schon in den ersten Modellen prinzipiell gut prognostiziert, nämlich dass die Erwärmung an den Polen am stärksten ist. Das hat sich erwiesen. Die Geschwindigkeit dagegen wurde eher unterschätzt. Denn verstärkende Rückkopplungs-Effekte, wie etwa die Methanfreisetzung durch auftauende Permafrostböden oder der Gleiteffekt durch das Tauwasser unter den Gletschern haben sich erst im Laufe der Klimaveränderung gezeigt. Intellektuell ist ein Verwechseln von Wetter und Klima etwa die Verwechslung von einigen Pixeln und dem ganzen Bild, von Zahlen und mathematischer Struktur. Da gibt es richtig oder falsch und zwar als Arbeitsergebnis. Klima lässt sich nicht durch Einzelergebnisse ‚widerlegen‘.

Bei den Querdenkern aber quietscht das Ego, wenn sie Lehren akzeptieren müssen. Dazu zählt mittlerweile auch die Physik. Es geht nicht nur um den Klassenclown, der auf diese Weise Recht behalten will, sondern um unseren Umgang mit der Angst und der Macht. Es ist die Angst vor einer Welt, in der alte Gewissheiten nicht mehr gelten – noch nie waren politische Bücher so schnell überholt, wie in den letzten 15 Jahren. Wer nicht anerkennen will, dass sich die Erde durch uns grundlegend verändert, der nennt alles Wetter und hofft, dass es morgen besser wird. Die Angst wird umgelenkt auf die, die in Sachen Ökologie Vorschläge machen. Die Querdenker entsprechen den Tyrannen, die Boten schlechter Nachrichten köpfen.

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