Wir haben reichlich von allen Dingen, die wir brauchen, um die Welt zu retten: Geld, Menschen und Wissen. Letzteres ist enorm viel.
Wir leben in einer Zeit, da unser Wissen so angewachsen ist, dass wir den Überblick verloren haben. Unser Wissen wächst exponentiell. Um herauszufinden, was wir wissen, müssen wir wiederum in den Schriften forschen. So ist die funktionelle Medizin (FM) entstanden. Die Entwicklung der funktionellen Medizin wäre nicht möglich gewesen, wenn die Entwickler nicht die Idee zur Reife gebracht hätten, dass wir wahrscheinlich schon wissen, was wir suchen, nur dass wir noch nicht wissen, dass wir es wissen. Jeffrie Bland trägt so vor: ein Mosaik aus Quellen. Zusammenhänge ergeben sich immer erst durch gezielte Suche quer durch die Publikationen.
Schon in den 60er Jahren konnte man beobachten, dass die Anzahl der Bände von „Chemical Abstract“ Jahr für Jahr exponentiell anwuchsen – Abstracts sind kurze Zusammenfassungen von Publikationen. Seit Jahrzehnten kann keiner mehr die Entwicklung der Chemie verfolgen. In den 60er Jahren galt der Satz, dass ein Biochemieprofessor nicht mehr alles wissen kann, was in einer Leberzelle verstoffwechselt wird. In der Tat: vergleicht man Biochemielehrbücher, so steht in jedem etwas völlig anderes, eben das, was der Autor kennt.
Werbach hat die große Bandbreite der Möglichkeiten der Orthomolekularmedizin aus etwa – geschätzt – 15 000 Publikationen über klinische Studien extrahiert. Linderung vermag die O-med sogar bei 21 psychiatrischen Erkrankungen zu verschaffen. Das beweist, dass die Physiologie stärker ist als die Psychotherapie. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Das gehört dringend auf den neuesten Stand gebracht.
Die Researchgroup unter Pall (Portland) hat jede biochemische Reaktionskette verfolgt, die mit auffälligen Parametern bei chronisch Vergifteten verknüpft war. So konnte die für den Organismus grundlegende Pathologie der Mitochondrien verstanden werden – Energieentzug. Damit ist der grundlegende Pathomechanismus von CFS nachvollziehbar aufgeklärt. Die Energieversorgung der Zelle ist vermindert und zwar durch Verminderung der Oxidation im Sinne einer Behinderung der Atmungskette. Später kam die Aufklärung der sehr speziellen Wirkung der Hypersensibilisierung der Immunabwehr hinzu (NMDA-Rezeptor als Hauptparameter für MCS).
Alle die zu chronischen Intoxikationen einen wissenschaftlichen Beitrag geleistet haben, haben in der Bibliothek gegraben. So haben sie Pathomechanismen von TE, CFS, MCS … aufgeklärt. Sie haben sich gewissermaßen von Parameter zu Parameter weitergehangelt – Kant hätte hier vom Leitfaden gesprochen. So kennen wir auch Biomarker für Diagnose und Schweregradbestimmung.
Dagegen werden die Schicksale der Menschen von Gutachtern bestimmt, die diese Entwicklungen verschlafen haben und sich zum Ausgleich in einer Allwisssenheitsattitüde präsentieren. Die Gesellschaft entscheidet derzeit nach der Anmaßung der Ignoranten. Dagegen gibt es nur eines: immer wieder Wissen ans Tageslicht fördern – es gibt ja genug.
Aber das genügt nicht. Das hat die Entwicklung der Umweltdebatte in den letzten zwei Jahrzehnten gezeigt. Es bedarf auch der nötigen Zivilcourage. Aufklärung ist – nach Kant – das Heraustreten der Menschheit aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit. Genau darum geht es auch hier. „Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!“. Diese Fähigkeit ist in Sachen Umwelt nach dem Jahr 2000 verloren gegangen.